Prachtvolle Mitternacht

Prachtvolle Mitternacht

Gedichte
Schöffling 2013
ISBN 978-3-89561-216-9
104 Seiten, Hardcover, Schutzumschlag
Covergrafik: Jorinde Voigt
18.95 Euro


Es zählt zu den bezaubernden Überraschungen dieses Gedichtbands, dass Ron Winkler zwar offenkundig viel über Techniken der Erneuerung poetischer Texte nachdenkt, es aber nahezu immer versteht, seine Gedichte nicht zu Versuchsanordnungen werden zu lassen. Die »Bloodyymaryness des Abends« oder ein umgangssprachliches »die wir am Durchsegeln sind« – dies alles fügt sich geschmeidig und wie mühelos in perfekte lyrische Gebilde
seidene Wortgewebe.
(Herbert Wiesner, Die Welt, 31.08.2013)

Ich beginne, den Autor Ron Winkler
mittlerweile als politischen Künstler zu begreifen, der durch Worte die Worte selbst einem machtvollen und zeitgeistigen Zugriff entzieht – er macht das in zweierlei Richtung: Einerseits historisch, indem er sie aus einer politisierten Geschichte rettet, und andererseits einer Zukunft zugewandt, in der er sie Verwirrung stiften lässt. Es ist eine politische Dichtung nach der Postmoderne, geschult an Subversion und Parodie, wohl wissend, dass Verständnis, wo es unmittelbar eintritt, für Verwirrung sorgen muss. Und wo die Texte Erholung brauchen, werden sie Liebeslyrik und gehen in historisierendem Gewand durch Venedig. Ich hatte bei der Lektüre das Gefühl eines Durchgangs, eines Wechselbades aus jugendlichem Ungestüm und erfahrungssatter Weisheit, eine eigenartige Lektüreerfahrung, für die ich dem Autor äußerst dankbar bin.
(Jan Kuhlbrodt, Signaturen, 09.09.2013)

Ron Winklers neuer Gedichtband birgt Gedichte und Prosagedichte, in denen von Ferne noch Rimbauds »Illuminationen« anklingen. Es sind Gedichte, die das Spiel mit dem Ich, mit dem Du, mit der Sprache lieben, da gesellen sich Ammen und Immen, und man sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diese Gedichte gelesen zu hören, denn Verse wie »dritter Splitter aus der Liebe« wollen klingen und dabei auf offene Ohren stoßen; sind die richtige Sprachumgebung für »Personen mit diskontinuierlicher Heimat« und mit Lust an der Komik, welche man ja nicht unweigerlich in der Lyrik zuerst vermuten würde.
(Beate Tröger, Klappentext München, September 2013)

Seine beschleunigte, sensorisch-natürliche Weise der Wortwahl hat eine hypnotische und unprätentiöse Art, mit den eigenen Assoziationen wie mit ... Fragmenten einer großen Realitätsvorstellung zu spielen ... Und auch wenn es eine in die Jahre gekommene Vorstellung zu sein scheint, dass Gedichte auch bezaubern müssen oder schön sein sollen, weil heute vielmehr Genialität, Kühnheit und kreative Offenbarungen gefragt sind, so muss ich doch auch sagen, dass manche Gedichte und Wendungen Ron Winklers einfach »schön« sind (natürlich auch wegen der Genialität der Metaphorik).
(Timo Brandt, www.amazon.de, 15.09.2013)

Ron Winkler sucht nach neuen Formen für eine Sprache der Liebe und nach neuen Weisen des Minnesangs. Dabei scheut er sich nicht, auf die ganz alten Repertoires der Erhabenheit zurückzugreifen. »Prachtvolle Mitternacht«, der Titel seines neuen Gedichtbands, klingt fast romantisch, wie das Vorspiel zum Versuch, die Möglichkeiten eines enthusiastischen Sprechens wiederzugewinnen.
Wörter, so darf man im Rückgriff auf eines seiner Gedichte formulieren, sind für diesen Dichter »Animierwesen«: Sie suchen nach einer Möglichkeit, uns gleichsam mitten im Wort zu wecken, uns loszureißen vom bloß funktionalen Gebrauch der Sprache.
Ron Winklers Hunger auf eine Poesie der Überraschung verbindet sich mit einer auffälligen Lust an exquisiten Wortbildungen und einer Neugier auf unerwartete Kombinationen und Konstellationen von ehrwürdigen schweren Wörtern mit entlegenen Fachsprachen.
(Michael Braun, Die Rheinpfalz, 10.12.2013)

Es geht ums Schreiben, um Dichtung, um Landschaften auch, Kindheit, um Vergessen und Erinnern, sehr oft Entgrenzungen
  also das Meer spielt eine große Rolle: wie kann man sich freier fühlen quasi aber es geht auch immer wieder um Körper, also dass der sprechende Körper zum Resonanzkörper wird. Und indem er spricht, entsteht ja wieder was Körperliches, also Sprache nämlich.
(Carola Wiemers, Deutschlandradio Kultur, 18.12.2013)

Das zentrale Gedicht »Erinnerung auf Basis des bisher geleisteten Vergessens« ist das atmosphärischste in diesem launischen Band. Hier, in einem Kolchosebild, werden unbegriffliche Wahrnehmungen eines Kindes in archaisch wirkendes wie klaustrophobisierend erweitertes Systemvokabular gegossen. Fast ein Mythos. Und viele Lese-Abenteuer später schneit es dann auf der Haut, irgendwo zwischen »Mekka« und »Aufklärungsstrand«, jenem immer wieder neu zu bestimmenden Ort.
(Astrid Kaminski, Berliner Zeitung, 28./29.12.2013)

Was die Gedichte verbindet, ist die Phantastik der sich ineinander schiebenden Bilder und sich türmenden Worte, die mal an Kurt Schwitters erinnert, mal an die kubistischen Gemälde Pablo Picassos oder an die Weltsicht Don Quijotes, der sich an die Windmühlenflügel seiner Leserschaft hängt und sie hindert, sich weiter zu drehen.
Karnevalesk geht es zu in diesen Gedichten. Allerdings nicht derb-burschikos wie beim römischen Karneval, sondern so virtuos wie beim venezianischen Maskenball.
(Insa Wilke, WDR 3 Mosaik, 20.01.2014)

Mal wieder so ein kleines Meisterwerk. Der Dichter versteht es darin auf großartige Weise, Worte in Versen so scheinbar verspielt durcheinander zu wirbeln, dass vielfache Konnotationsschichten und Assoziationsfelder über die erste Verständnisebene hinaus entstehen. Alles zusammen lässt die sorgsam komponierten Bilder entstehen, die sich uns vermitteln. Es sind Gedichte aus einem weiten Kosmos, die uns Ron Winkler anbietet.
Fabelhaft.
(Matthias Ehlers, WDR 5, Februar 2014)

In seinem neuesten Band widmet er sich auch der Liebe. Aber selbst hier wird jedes Wort zu einem Schlüsselwort, und in jeder Silbe schimmern weitere Bedeutungen auf. Es ist, als würde der Stein, den man flach über das Wasser schleudert, nicht nur auf den Wellen federn und weiterhüpfen, sondern sich selber vervielfältigen. Ron Winklers Gedichte sind reich an formalen und inhaltlichen Facetten, und zugleich sind sie präzise ausgearbeitet und zeugen von einem hohen Traditionsbewusstsein. Diese Gedichte schlagen Haken wie flinke Hasen – und verzaubern durch geschickt angeordnetes Nebeneinander von Wissenschaftlichkeit und Schalk.
(Ankündigung für das Literaare Festival in Thun, März 2014)