Schneegedichte
Thien Tran: Gedichte
Elif Verlag 2019
[2. Auflage 2020]
Covergestaltung: Ihsan San
ISBN 978-3-946989-24-0
140 Seiten, Hardcover, 20 Euro

Ausgewählt als eine der LYRIK-EMPFEHLUNGEN 2020.


Hier ist ein Dichter, dessen bemerkenswerte Stimme sich schon früh deutlich abhob aus dem Grundrauschen der Lyrikszene. Einer, dessen Verse von Klarheit und Präzision ebenso zeugten wie von einem unbändigen Ideenreichtum, von einprägsamen Bildern, von der faszinierenden Vereinigung distanzierter Sachlichkeit und einer nur als echt zu bezeichnenden Emotionalität, die ihre Stärke gerade aus ihrer stets fragilen Zurückhaltung zog. […]
Es sind Verse eines jungen Dichters, der vielleicht irgendwann zu jenen gezählt werden wird, die schon früh im Leben eine so individuelle und wirkmächtige Stimme und Form gefunden haben, dass ihr Werk besteht.
(Gerrit Wustmann,
www.fixpoetry.com, 21.09.2019)

Die Gedichte zoomen an die Gegenstände, die sie in den Blick nehmen, heran und wieder von ihnen weg, justieren Bilder und Moment, bis etwas sichtbar wird, das sich ohne Geduld und poetischen Zugriff entzöge.
Trans Zugriff besteht darin, immer wieder zu versuchen, dem Unfertigen in zahlreichen Variationen auf die Spur zu kommen. […] Für jeden Versuch hat er glasklare Sätze gefunden, die wie Messer in die Wunde zwischen Verstand und Gefühl zielen und jedes Mal treffen. […]
In jedem der Gedichte ist die Spannung zwischen Erkenntnis und Leere spürbar, die Gefangenschaft in den Paradoxien des Lebens und Denkens, die Ausweglosigkeit der Schönheit, oder das Ungleichgewicht zwischen Schönheit und Vergeblichkeit […] und der Geschwindigkeit, mit der sie vorbeiziehen..
(Elke Engelhardt, www.lyrikkritik.de, Oktober 2019)

Es ist eine schiere Wucht, was hier an Medien, Bildern, Eindrücken synästhetisch in eins gebracht wird. Überblendung und Überschreibung findet statt. Kopplung von Bildern, Diskursmischung von Wissenschaftsjargon, mimetisch eingemorphtem Essaysprech und mannigfachen Sprechakten. […]
Tran besitzt ein Adlerauge für Auflösungsprozesse, die quasi in diesen Dingen selbst wohnen, und bekommt Beschreibungen hin, die wie Selbstzerstörungsprozesse ihr ureigenes immanentes Grauen mitliefern. […]
Was ich nur ansatzweise nachvollziehen kann, ist die Auffassung, der Band habe eine sehr große Melancholie … im Gegenteil, für mich haben viele Texte etwas strotzend (trotzig?) Lebendiges, Kraftvolles, dem auch der Humor nicht fehlt.
(Armin Steigenberger, Signaturen Magazin, Januar 2020)